Über Psychiater, Psychotherapeuten, Psychologen, Heilpraktiker für Psychotherapie und psychologische Berater gibt es eine Fülle von Informationen im Internet. Es gibt sowohl eher trockene Texte, die die Voraussetzungen für die Ausübung der jeweiligen Berufe auflisten, als auch solche, die die Vor- und Nachteile der Berufsfelder diskutieren. Darüber hinaus stößt man unweigerlich auf Internetseiten verschiedener Praxen, Praxisgemeinschaften, Kliniken usw., die alle ihren eigenen Standpunkt und die Vorzüge ihrer Methode o.ä. darstellen wollen. Im Grunde ist es eine mühsame Arbeit, die gesammelten Informationen zu systematisieren und auf das Wesentliche zu verdichten. Genau diese Arbeit möchte ich Ihnen ersparen, indem ich Sie nicht mit Detailbeschreibungen ermüde, sondern Ihnen eine grundsätzliche Hilfestellung zur Unterscheidung der Berufsfelder gebe. Nach der Lektüre dieses Artikels sollten Sie in der Lage sein, je nach Fragestellung und Problem den für Sie richtigen Spezialisten auszuwählen.
Die oben genannten Berufsgruppen lassen sich zunächst unterteilen in solche mit eindeutig akademischem Hintergrund und solche, bei denen dieser nicht allein aus der Berufsbezeichnung erkennbar ist. Die Berufsbezeichnungen Psychiater, Psychotherapeut und Psychologe sind gesetzlich geschützt und dürfen nur von Personen geführt werden, die ein einschlägiges Hochschulstudium mit entsprechender theoretischer und praktischer Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben. Heilpraktiker für Psychotherapie hingegen benötigen keinen akademischen Abschluss, müssen sich aber einer umfangreichen Überprüfung ihrer Kompetenzen durch das Gesundheitsamt unterziehen. Dabei ist ein akademischer Hintergrund der Heilpraktiker keineswegs ausgeschlossen. So gibt es zahlreiche Heilpraktiker für Psychotherapie, die ein abgeschlossenes Psychologiestudium nachweisen können. An dieser Stelle taucht vielleicht die erste Verwirrung auf: Warum sind studierte Psychologen gleichzeitig Heilpraktiker für Psychotherapie?
Die Antwort auf diese Frage ist in den unterschiedlichen Befugnissen der einzelnen Berufsgruppen zu suchen. Der Hauptunterschied liegt in der Befugnis und Befähigung, heilkundlich tätig zu werden, d.h. psychische Störungen zu diagnostizieren und psychisch kranke Menschen medizinisch zu behandeln. Dies ist nur Psychiatern, Psychotherapeuten und Heilpraktikern für Psychotherapie erlaubt. Psychologen und psychologische Berater dürfen das nicht. Grund dafür ist, dass für die Ausübung der Heilkunde fundierte Kenntnisse in klinischer Psychologie, Psychopathologie und Psychotherapie nachgewiesen werden müssen (je nach Berufsgruppe können diese Anforderungen variieren). Wer ein Psychologiestudium mit dem Prüfungsfach "Klinische Psychologie" abgeschlossen hat, kann in den meisten Bundesländern ohne zusätzliche Überprüfung durch das Gesundheitsamt die auf das Gebiet der Psychotherapie beschränkte Heilpraktikererlaubnis erhalten.
Was ist der Unterschied zwischen Psychiatern und psychologischen Psychotherapeuten? Vereinfacht gesagt, sind Psychiater Fachärzte, die sich nach einem Studium der Humanmedizin auf Psychiatrie und Psychotherapie spezialisiert haben. Psychologische Psychotherapeuten haben ein Psychologiestudium absolviert und anschließend eine drei- bis fünfjährige psychotherapeutische Ausbildung in einem der derzeit vier kassenärztlich anerkannten Verfahren. Beide Berufsgruppen verfügen über die Approbation, die staatliche Erlaubnis zur selbständigen und eigenverantwortlichen Ausübung des jeweiligen Berufes. Dies ist formal der wesentliche Unterschied zu den Heilpraktikern für Psychotherapie, die ohne Bestallung (Approbation) die Heilkunde auf dem Gebiet der Psychotherapie ausüben dürfen.
Entscheidend für den Laien dürfte sein, dass Psychiater, im Gegensatz zu psychologischen Psychotherapeuten und Heilpraktikern für Psychotherapie, Medikamente verschreiben und eine generelle Arbeitsunfähigkeit attestieren dürfen. Psychiater haben ebenso wie die meisten psychologischen Psychotherapeuten eine Kassenzulassung, d.h. ihre Behandlungen werden von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Leistungen von Heilpraktikern werden dagegen nur in sehr seltenen Fällen von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. An dieser Stelle muss jedoch betont werden, dass eine Behandlung beim Arzt oder Psychotherapeuten meistens nur dann von der gesetzlichen oder privaten Krankenkasse übernommen wird, wenn der Patient an einer diagnostizierbaren psychischen Störung leidet. Für Beratungen bei Stress, Burnout, Konflikten oder emotional belastenden Ausnahmesituationen übernimmt die Krankenkasse in der Regel keine Kosten. Genau genommen, handelt es sich in solchen Fällen nicht um ärztliche oder therapeutische Behandlung, sondern um psychologische Beratung, die auch von darauf spezialisierten Psychologen und psychologischen Beratern angeboten wird.
Im Gegensatz zum Psychologen ist der Titel "Psychologischer Berater" nicht gesetzlich geschützt und kann streng genommen von fast jedem geführt werden. Es wäre jedoch nicht ratsam, diese Berufsgruppe aus diesem Grund zu ignorieren oder abzulehnen. Jeder psychologische Berater ist aufgrund seiner Erfahrung und Ausbildung einzigartig und kann seinen Klienten sicherlich einen Mehrwert bieten. Psychologische Berater können in der Regel eine spezialisierte Ausbildung nachweisen und gehören häufig Berufsverbänden an, die unterschiedliche Anforderungen an ihre Mitglieder stellen und auch professionelle Zertifizierungen durchführen. Psychologische Beratung ist eine gewerbliche Tätigkeit. Daher kann man sagen, dass kein Gewerbe über einen längeren Zeitraum ohne zufriedene Kunden und Weiterempfehlungen existieren kann.
Die Heilpraktiker für Psychotherapie wiederum haben insofern Ähnlichkeit mit den psychologischen Beratern, da auch sie marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen ausgesetzt sind. Die Kassentherapeuten hingegen, zu denen sowohl die Psychiater als auch die psychologischen Psychotherapeuten gehören, werden von Beginn ihrer Berufstätigkeit an kontinuierlich von den Krankenkassen mit Patienten versorgt. Sie haben in der Regel das Problem, neue Patienten aufzunehmen, was aufgrund des Mangels an Kassentherapeuten und der stetig steigenden Zahl psychisch kranker Menschen zu längeren Wartezeiten auf einen Therapieplatz führt, die durchaus 6 Monate betragen können.
Ein weiterer erwähnenswerter Unterschied besteht darin, dass Psychiater nicht wie psychologische Psychotherapeuten nach Gesprächszeit, sondern im Wesentlichen nach Anzahl der Patienten pro Stunde bezahlt werden. Dies führt dazu, dass Psychiater weniger Zeit für einen Patienten haben und im Zweifelsfall eher Psychopharmaka als klassische Psychotherapie verschreiben. Es gibt jedoch eine Reihe von psychischen Störungen, wie z.B. mittelschwere oder schwere Depressionen, die u.a. mit verschreibungspflichtigen Medikamenten behandelt werden müssen, bei denen die Beteiligung eines Psychiaters bzw. Arztes an der Therapie erforderlich ist, da nur ein Arzt über das notwendige Fachwissen und die Befugnis zur Verschreibung solcher Medikamente verfügt.
Vielleicht denken Sie jetzt, dass Sie nach dem, was Sie gelesen haben, nur noch verwirrter sind und nicht mehr wissen, an wen Sie sich wenden können, um qualifizierte Hilfe zu erhalten. Lassen Sie sich nicht entmutigen und denken Sie über Ihr Anliegen nach. Wenn Sie sich persönlich weiterentwickeln, Ihre Potenziale entfalten oder Konflikte mit Angehörigen lösen wollen, können Sie sich an psychologische Berater, Psychologen, Heilpraktiker für Psychotherapie oder auch an psychologische Psychotherapeuten wenden. Wenn es Ihnen jedoch emotional oder sogar körperlich so schlecht geht, dass Sie eine psychische Erkrankung vermuten, ist es besser, dort Hilfe zu suchen, wo Sie sie am schnellsten bekommen. Versuchen Sie nicht, selbst eine Diagnose zu stellen, indem Sie im Internet nachschauen, sondern wenden Sie sich an eine Person, die zur Ausübung der Heilkunde befugt ist. Insbesondere wenn Sie Symptome wie tiefe Niedergeschlagenheit, Interessenverlust, Antriebslosigkeit, Schuldgefühle, Schlaflosigkeit, Konzentrationsstörungen oder gar Stimmen hören und immer wieder an den Tod denken, sollten Sie umgehend professionelle Hilfe aufsuchen. Jemand, der über eine Approbation oder eine Heilpraktikererlaubnis verfügt und das nötige Fachwissen besitzt, wird Ihnen entweder selbst helfen oder Sie an eine entsprechend qualifizierte Fachperson überweisen.
Sie fragen sich vielleicht, ob es nicht besser wäre, Ihren Hausarzt oder einen anderen Arzt aufzusuchen? Das können Sie tun, vor allem, wenn Sie schnell einen Termin bekommen. Wichtig ist aber, dass Sie Ihren Hausarzt möglichst ausführlich über Ihre Beschwerden informieren und auch Ihren Verdacht auf eine psychische Erkrankung äußern. Das Problem ist nämlich, dass viele Hausärzte aufgrund des hohen Patientenaufkommens an der Belastungsgrenze arbeiten, oft wenig Fachwissen und Erfahrung mit psychischen Erkrankungen haben und daher – auch statistisch gesehen – psychische Störungen übersehen oder falsch diagnostizieren.
Am schnellsten erhalten Sie erfahrungsgemäß einen Termin in einer Privatpraxis, zu der auch die Praxen von Heilpraktikern für Psychotherapie gehören. Auf den ersten Blick mag es als Nachteil erscheinen, dass Sie die Kosten für die Beratung selbst tragen müssen. Tatsächlich gewinnen Sie dadurch aber ein hohes Maß an Vertraulichkeit und Kontrolle. Weder Ihre Krankenkasse noch Ihre Versicherung erfährt von der Behandlung. So vermeiden Sie Risikozuschläge beim Abschluss einer privaten Kranken-, Lebens- oder Berufsunfähigkeitsversicherung. Außerdem steht die Behandlung einer späteren Verbeamtung nicht im Wege. Als Selbstzahler haben Sie die Kontrolle über Art und Dauer der in Anspruch genommenen therapeutischen Leistungen sowie über die Wahl des Therapeuten. Diese Vorteile haben Sie bei einer Kassentherapie nicht. Darüber hinaus sind Heilpraktiker für Psychotherapie in ihren Behandlungsmethoden nicht eingeschränkt und wenn Sie eine Therapiemethode wünschen, die von Kassentherapeuten nicht angeboten wird, werden Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit in einer privaten Heilpraktikerpraxis fündig.
Bei der Vielzahl der Therapieangebote auf dem Markt ist es manchmal schwierig, den Überblick zu behalten. Wenn Sie Zweifel an der Kompetenz eines Therapeuten haben, sollten Sie ihn persönlich aufsuchen und sich nach seinen Qualifikationen, Fachzertifikaten und Ausbildungsnachweisen erkundigen. Sind Sie von der Qualifikation des Therapeuten überzeugt, können Sie sich in der Regel bei der ersten Sitzung ein Bild von der Leistung machen und feststellen, ob Ihnen die Arbeitsweise und die Persönlichkeit des Therapeuten zusagen. Sollte Ihnen der Therapeut oder die Behandlungsmethode nicht zusagen, halten sich die Kosten und der Zeitaufwand für eine oder zwei Sitzungen in Grenzen und Sie sind frei und ungebunden, einen anderen Spezialisten aufzusuchen. Grundsätzlich müssen Sie sich bei Heilpraktikern für Psychotherapie wenig Sorgen machen, da die Berufshaftpflichtversicherer Ihre Risikoeinschätzung stets auf dem neuesten Stand halten: Die Berufshaftpflichtprämien für Heilpraktiker für Psychotherapie sind seit zwei Jahrzehnten nicht mehr erhöht worden und bewegen sich auf niedrigem Niveau. Dies spricht für eine hohe Verlässlichkeit der angebotenen Leistungen.
Ich hoffe, dass Ihnen die Lektüre gefallen hat und lade Sie ein, Fragen zum Inhalt zu stellen, Informationen zu kommentieren, eigene Erfahrungen mitzuteilen und den Artikel mit Freunden oder Bekannten zu teilen.
Comentarios